Der Kommodore des Geschwaders, Oberst Thomas Früh, hatte es uns erfreulicherweise genehmigt, seinen Verband zu besuchen und das Geschwader zu besichtigen. Neben den ganzen Eindrücken, die sonst Zivilen Fliegern ehr verborgen bleiben, hatte sich der Reservedienstleistende OTL Oliver „Oli“ Becker Zeit und Muße genommen, uns neben dem Verband auch die Besonderheiten „Fliegen in den Alpen“ näher zu bringen. In sehr ansprechenden Vorträgen konnte er so die Besonderheiten der Militärfliegerei darlegen und auch aus seinem unglaublichen Erfahrungsschatz der Privatfliegerei in den Alpen die Risiken aufzeigen, die dort drohen können und unerfahrenen Piloten schnell zum Verhängnis werden können
Mit sehr einprägsamen theoretischen Erfahrungen wurden am Nächsten Morgen, unmittelbar nach dem Frühstart der Eurofighter, die (Rotax und Lycoming-) Pferde gesattelt und die Theorie in die Praxis umgesetzt. Bei tollem Frühsommerwetter ging es früh morgens, vor den Gewittern, der Brennerroute folgend, durch die Alpen nach Trentino in Südtirol. Bei leichtem Fön konnte so jeder einmal die theoretisch vermittelten Kenntnisse in der Praxis erleben.
Nachdem sich die Gruppen der unterschiedlichen Geschwindigkeiten kurz vor Trentino wieder trafen, ging der Tanz in den Böen los. Ein, durch eine Auffliegende Tür, herauskatapultiertes Handy konnte später mithilfe der „Handy-Suchfunktion“ unbeschadet in einem Weinberg wiedergefunden werden. Offensichtlich sind 3000`ft über Grund weniger gefährlich für solche Geräte als der Sturz vom heimischen Küchentisch kommentierte dieses gleich einer der Tour-Teilnehmer.
Am nächsten Tag führte uns die Tour durch die Poebene -mit Frühnebel-geschuldeter, zwischenzeitlicher Unterbrechung an unterschiedlichen Plätzen – ans Mittelmeer nach Lucca LIQL.
In Lucca trennte sich die Gruppe zunächst, weil die langsameren Flieger gerne das „low and slow“ feeling der Toscana genießen wollte anstatt in einem „Höllenritt“ weiter bis Sizilien zu fliegen, der Rest der Gruppe, unter der Führung des Gesamtourleiters und Vorsitzenden der MOTKO Volker Engelmann, reiste weiter gen Süden.
Über Umbrien, ging es südlich Rom wieder an die Mittelmeerküste nach Sabaudia. Dort endete der 3 Tag, bevor es am nächsten Tag, der Mittelmeerküste folgend, vorbei an Neapel und dem Vesuv, der Landspitze Sorrento und der vorgelagerten Insel Capri nach Salerno (LIRI) ging. Atemberaubende Ausblicke bei bestem Wetter ließen alle Fliegerherzen höherschlagen. Nach dem Auftanken führte uns der Tag noch nach Scalea (LICK). Hier, an der schmalen Stelle des Stiefels, kreuzten wir zunächst erst einmal an die Adriaküste, um in Sibary Fly zu nächtigen und der tollen Airshow beizuwohnen. Natürlich waren auch wir ein eigener Programmpunkt, die einfliegende Formation von Deutschen Luftsportlern auf dem Weg zur Erkundung Europas.
Am nächsten Tag ging es früh los, sollte doch heute das Ziel, der Ätna auf Sizilien, umrundet werden.
Hierzu wurde zunächst die Flugroute über Lamezia, Vibo Valentia über Favazzina und Torre Faro, vorbei an Messina und Sparta, dem Capo d` Orlando nach Minotaurus e Medusa Flugplatz gewählt. In brütender Hitze wurde der Treibstoff für die MOGAS Flieger von der Tankstelle mit dem Taxi geholt, während der Großteil der Gruppe ein Bad im warmen Meer vor Sizilien genießen konnte.
Nach dieser tollen Erfahrung auf diesem „Feldflugplatz“, der ein wenig an Flugplätze in Afrika erinnerte, begann der Aufstieg der Formationen in Richtung Ätna. Mit einem entsprechenden Temperaturmanagement und der notwendigen Zeit, gelang es einigen, bis auf FL 120 zu steigen und einen Blick in den Krater zu erhaschen.
In der Abendsonne ging es zurück nach Sibary Fly, um im Sonnenuntergang vor der Kulisse der Berge zu landen. Björn, der bereits als Flugschüler diese Tour bestreitet, und schon früher gelandet war, weiß was sich gehört und bringt seinem Fluglehrer das Landebier ans Flugzeug… Crew Ressource Management at its best…!
Mission accomplished!
Am nächsten Morgen, dem 10. Juni geht es früh morgens hoch über die Berge, vorbei an Potenza, westlich entlang der Kontrollzone von Foggia über den Lago di Turano nach Serristori (LIQQ). In atemberaubender Schönheit liegt die Landschaft vor uns, die Abwechslung zwischen Hochgebirge und Meer ergibt unglaubliche Momente. Das zu erwartende schlechte Wetter im Alpenraum treibt uns so weit nach Norden wie möglich, um eine Wetterlücke zum Passieren der Alpen zu erhaschen.
Wenn schon warten, dann doch bitte in Venedig… Unser Plan ging auf. Nach einem wunderschönen Aufenthalt in Venedig konnten wir am Folgetagtag die Passage über Slowenien nach Feldkirchen/Österreich wagen. Wieder eine Wetterlücke nutzend, ging es dann nach Eggenfelden in Bayern, wo wir das Treffen mit der „Toscana-Crew alias „low and slow“ vereinbart hatten.
Nach insgesamt 9 erlebnisreichen, unglaublich intensiven und fliegerisch lehrreichen Tagen traten wir am Folgetag die Rückreise nach NRW an und endeten im Sauerland, in Schmallenberg, unsere Tour.
Nach der Tour ist vor der Tour.
Bericht und Fotos von Oberst.d.R.
Volker Engelmann